Bandscheibenvorfall
Symptome & Diagnose
Ein Bandscheibenvorfall ist ein Durchbruch des Gallertkerns einer Bandscheibe durch ihren Faserring. In der Folge kann er auf Nerven drücken und Schmerzen auslösen. Das durchschnittliche Alter, bei dem die Erkrankung erstmals auftritt, liegt bei 40 Jahren, bisweilen kommen bereits 30-Jährige mit Schädigungen an der Bandscheibe zu uns in die Schmerzpraxis.
Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls sind sehr unterschiedlich. Am häufigsten treten bei Belastung plötzliche, starke Rückenschmerzen auf. Auch stets stärker werdende Schmerzen im Wirbelsäulenbereich sind Hinweise auf einen möglichen Bandscheibenvorfall. Einher geht oft eine deutlich verhärtete Muskulatur im betroffenen Bereich der Wirbelsäule.
In ca. 90 Prozent der Fälle tritt ein Bandscheibenvorfall im unteren Rücken auf. Bei einem Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule (LWS) strahlt der Schmerz meist ins Gesäß oder Bein aus. Starkes Kribbeln im Bein oder gar Lähmungserscheinungen der Beinmuskulatur sind weitere mögliche Hinweise. Störungen der Blasen- und Darmentleerung können im Kontext eines Bandscheibenvorfalls stehen.
Bei Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (HWS) sind starke Verspannungen im Nackenbereich und Nackenschmerzen häufige Symptome. Manchmal strahlt der Schmerz in Arm, Hand oder in den Hinterkopf aus. Möglich sind auch Empfindungsstörungen wie Kribbeln (Ameisenlaufen), Taubheitsgefühl oder Kältegefühl in Armen oder Händen. Im Extremfall Querschnittssyndrom mit Lähmungen und Sensibilitätsverlust.
Wichtig: Nicht alle Rückenschmerzen sind gleich ein Bandscheibenvorfall. Eine fachkundige Diagnose ist hier unabdingbar.
Anatomie & Ursachen (Medizinische Grundlagen)
Der Bandscheibenvorfall (Prolapsus nuclei pulposi), auch Bandscheibenprolaps (BSP), Discushernie (oder Diskushernie) und Discusprolaps, ist eine Erkrankung der Wirbelsäule, bei der Teile der Bandscheibe in den Wirbelkanal – den Raum, in dem das Rückenmark liegt – vortreten. Im Gegensatz zur Bandscheibenprotrusion (Vorwölbung) wird beim Prolaps der Faserknorpelring der Bandscheibe (Anulus fibrosus) ganz oder teilweise durchgerissen, während das hintere Längsband (Ligamentum longitudinale posterius) intakt bleiben kann (sogenannter subligamentärer Bandscheibenvorfall).
Die menschliche Wirbelsäule besteht aus 23 Bandscheiben, die im Inneren eine Art Gelkissen, einen Gallertkern (Nucleus pulposus) haben. Dieser weiche Kern ist von einem harten Faserring (Anulus fibrosus) umgeben, der die Bandscheibe in ihrer Position fixiert. Mit dem Alter sinkt der Wassergehalt und somit die Elastizität der Bandscheibe. Bekommt der Faserring infolgedessen kleine Risse, kann sich der Gallertkern nach außen vorwölben (Protrusion). Durchbricht der Gallertkern den Faserring, kommt es zum Bandscheibenvorfall (Prolaps / Discusprolaps).
Ein zervikaler Bandscheibenvorfall oder Bandscheibenvorfall HWS kommt etwas seltener vor. Er betrifft bevorzugt die Bandscheibe zwischen dem fünften und sechsten oder dem sechsten und siebten Halswirbelkörper. Mediziner benutzen dafür die Kürzel HWK 5/6 oder HWK 6/7.
An der Brustwirbelsäule tritt ein Bandscheibenvorfall selten auf. Wenn, dann betrifft es in der Regel den achten bis zwölften Brustwirbel (Th8 bis Th12). Auch bei den weiteren Brustwirbeln, bis zum ersten Lendenwirbel (Th12 bis L1) ist ein Bandscheibenvorfall möglich. Die fachliche Diagnose lautet »thorakaler Bandscheibenvorfall« oder kurz: BWS.
Behandlung
Ein Bandscheibenvorfall kündigt sich häufig durch Schmerzen an. Wenn Sie anhaltend (länger als drei Tage) starke Schmerzen im Rücken (Kreuz) haben, die womöglich noch in Bein oder Arm ausstrahlen, sollten Sie unbedingt einen Arzt konsultieren. Hier gilt Im Zweifelsfall lieber zu früh als zu spät medizinischen Rat einholen.
Bei erhaltener Beweglichkeit wird empfohlen, so schnell wie möglich zu normalen Aktivitäten zurückzukehren. Bei fehlender Beweglichkeit sollte frühzeitig eine effektive medikamentöse Schmerztherapie durchgeführt werden. Dies bitte unbedingt mit Ihrem Arzt besprechen.
Eine Einweisung ins Krankenhaus erfolgt normalerweise nur bei ambulant nicht beherrschbaren Schmerzen und zunehmenden neurologischen Ausfällen.
Wärmetherapie, Massagen mit Bewegungstherapie, Elektrotherapie, Bindegewebsmassagen können im Einzelfall die Beschwerden lindern.
Krankengymnastik (Physiotherapie) ist bei chronischen und subakuten Schmerzen hilfreich.
Bei Patienten, die an Rückenschmerzen mit Ausstrahlung ins Bein leiden, kann bei chronischen Beschwerden die sogenannte Rückenschule hilfreich sein
Hilfestellung & Übungen
Wie so oft, gilt gerade für den Bandscheibenvorfall Prävention als Muss. Eine regelmäßige Stärkung und auch Dehnung der Rückenmuskulatur beugt vor. Muskeln und Faszien, die kräftig und elastisch bleiben, stützen die Wirbelsäule und verhindern den Ernstfall.
Weiterhin gilt es Übergewicht zu vermeiden. Jedes Kilo zu viel ist eine zusätzliche Belastung für den Körper und den gesamten Bewegungsapparat.
Quellen & Studien
https://de.wikipedia.org/wiki/Bandscheibenvorfall
https://www.aerzteblatt.de/archiv/15890/Der-Bandscheibenvorfall-Wie-zeitgemaess-ist-die-sogenannte-minimal-invasive-Therapie
https://de.statista.com/themen/1364/rueckenschmerzen/
https://www.springermedizin.de/bandscheibenvorfall/12434468